Bemerkungen zur Gattung Bulbophyllum und den Bulbophyllinae im Allgemeinen und zu Bulbophyllum Sektion Macrobulbon im Besonderen
 

Der Name "Bulbophyllum" leitet sich vom griechischen "bulbos" (Knolle) und "phyllon" (Blatt) her und bezieht sich auf das Erscheinungsbild typischer Vertreter der Gattung. Begründet wurde die Gattung 1822 von Thouars in seinem Werk „Histoire particulière des plantes orchidées recueillies sur les trois Iles Australes d’Afrique, de France, de Bourbon et de Madagascar, das sich mit den Orchideen der französischen Inseln des Indischen Ozeans beschäftigt. Dieser lange Titel wird meist in seiner Kurzform zitiert "Orch. Iles Austr. Afr.". In diesem Werk beschrieb und zeichnete Thouars 17 Arten der neuen Gattung. Seit ihrer Erstbeschreibung sind im Bulbophyllum - Verwandtschaftskreis 2500 Artnamen, 55 Gattungsnamen und ca. 120 Namen für Sektionen und Untergattungen vergeben worden. Es ist nicht verwunderlich, daß die große Anzahl von Namen zu zahlreichen taxonomisch - nomenklatorischen Problemen geführt hat. Für einige Arten gibt es - je nach Bearbeiter - bis zu 10 Synonyme. Bis heute fehlt eine moderne Gesamtübersicht der vielen Namen und Synonyme im Gattungskomplex. Es ist zu erwarten, daß eine solche Bearbeitung die Zahl der anzuerkennenden Arten auf vielleicht die Hälfte schrumpfen läßt.
 

Große Probleme für eine Gesamt-Revision des Gattungskomplexes bereitet die Tatsache, das Typusbelege teilweise vernichtet worden sind oder sich in einem schlechten Zustand befinden. Als Beispiel sei hier das Herbarium in Berlin genannt, das im Zweiten Weltkrieg verbrannte - hunderte Typen, u. a. für viele der von Rudolf Schlechter beschriebenen Arten, wurden dabei vernichtet. Zusätzlich erschwerend ist es, daß einige Autoren ihre Beschreibungen sehr kurz gehalten haben und dabei Merkmale, die aus heutiger Sicht unwichtig sind, hervorgehoben haben. Andere Merkmale dagegen, die aus heutiger Sicht wichtig sind, wurden in den Originaldiagnosen nicht beschrieben.
 

In den letzten Jahren erschienen einige umfassende Artikel (Garay & al 1994, Vermeulen 1991, 1993) über Bulbophyllum, die aber nicht wesentlich zur Lösung der bestehenden Probleme beitragen konnten, vor allem deshalb, weil diese beiden Autoren in ihren Ansichten zur Gliederung des Bulbophyllum - Verwandtschaftskreises nicht übereinstimmen.
 

Das eine Lösung jedoch prinzipiell möglich sein müsste, beweist seit vielen Jahren Carlyle A. LUER, welcher das systematische und taxonomische Chaos der etwa gleichgroßen und mit ähnlichen Problemen behafteten Subtribus Pleurothallidinae entwirrt hat, so das sich diese Verwandtschaftsgruppe heute übersichtlich präsentiert.


 

Morphologie, Systematik und Verbreitung der Bulbophyllinae:
 

Die Bulbophyllinae sind durch folgende Merkmale charakterisiert:
 

- Blütenstand immer der Bulbenbasis oder dem Rhizom entspringend, ein- oder mehrblütig.
 

- Bulben immer eingliedrig, d. h., Hüllblätter, wenn vorhanden, nur an der Basis der Bulbe.
 

- Ein oder zwei nackte oder mit Stipes versehene, meist ungleiche Pollinienpaare, aufgeteilt in zwei Kammern.
 

- Erscheinen des Blütentriebes i.d.R. nach Abschluss des Bulbenwachstums
 

Ausnahmen: Bulbophyllum wendlandianum Dammer sowie einige Arten aus Madagaskar, bei welchen der Blütentrieb gleichzeitig mit dem Neutrieb gebildet wird.
 

- Verlängerter Säulenfuß mit beweglicher Lippe (Schaukellabellum) bei fast allen Arten (Die wenigen Arten mit unbeweglicher Lippe wurden in die Gattungen Hapalochilus und Chodonosiphon ausgegliedert). Ansonsten Säulenbau erheblich variierend, mit allen Übergängen von kurzen, dicken bis zu schlanken, verlängerten Säulen. Säulen mit Flügeln und/oder mehr oder weniger ausgeprägte Stelidien.

 

Die Angaben, welche Gattungen zu den Bulbophyllinae gehören, sind je nach Autor (Dressler 1993, Garay & al 1994, Szlachetko 1995, Vermeulen 1987, 1991) unterschiedlich. Allen genannten Arbeiten gemeinsam ist jedoch, daß sie die Bulbophyllinae den Dendrobiinae als Schwestergruppe gegenüberstellen. Die Dendrobiinae, deren Arten ausschließlich in Asien beheimatet sind, unterscheiden sich von den Gattungen der Bulbophyllinae dadurch, dass ihre Infloreszenzen immer aus den oberen Bulbengliedern, niemals aber aus der Bulbenbasis erscheinen. Im Gegensatz dazu erscheinen die Infloreszenzen der zur Subtribus Bulbophyllinae gehörenden Gattungen aus der Bulbenbasis, oder sie entspringen direkt dem die Bulben verbindenden Rhizom.


 

Die Gattungen der Bulbophyllinae (nach Garay & al. 1994)
 

Acrochaene Lindl., 1853
 

Bulbophyllum Thouars, 1822
 

Chaseella Summerhays, 1961
 

Cirrhopetalum Lindley, 1824
 

Codonosiphon Schlechter, 1913
 

Drymoda Lindl., 1838
 

Epicrianthes Blume, 18251
 

Ferruminaria Garay, Hamer & Siegerist, 1994
 

Hapalochilus (Schlechter) Senghas, 1979
 

Ione Lindl., 1853
 

Mastigion Garay, Hamer & Siegerist, 1994
 

Monomeria Lindl., 1830
 

Monosepalum Schlechter, 1913
 

Osyricera Blume, 1825
 

Pedilochilus Schlechter, 1905
 

Rhytionanthos Garay, Hamer & Siegerist, 1994
 

Saccoglossum Schlechter, 1912
 

Sunipia Lindl. 1833
 

Synarmosepalum Garay, Hamer & Siegerist, 1994
 

Tapeinoglossum Schlechter, 1913
 

Trias Lindley, 1829
 

Vesicisepalum Garay, Hamer & Siegerist, 1994


 

Nach Kontinenten gegliedert ergibt sich folgende Verbreitung der Gattungen der Bulbophyllinae:
 

auf allen Kontinenten: Bulbophyllum
 

Afrika: Chaseella, Cirrhopetalum
 

Asien: Cirrhopetalum, Drymoda, Monomeria, Pediochilus, Saccoglossum, Trias, Epicrianthes, Osycera, Cotonosiphon, Monosepalum, Synarmosepalum, Vesicisepalum, Tapeinoglossum, Mastigion, Ferruminaria, Acrochaene, Hapalochilus, Sunipia, Ione
 

Australien: Cirrhopetalum


 

Die Gattung Bulbophyllum ist die mit Abstand größte Gattung der Subtribus und eine der wenigen Orchideengattungen, die pantropisch zu finden ist. Ihr Verbreitungsschwerpunkt ist Südostasien einschließlich der Inselwelt von Malaysia und Indonesien sowie Papua-Neuguinea. Darüber hinaus kommt Bulbophyllum aber auch mit vielen Arten in den Tropen Afrikas einschließlich Madagaskars, in Mittel- und Südamerika sowie mit einigen Arten in Australien und Neuseeland vor. Diesem riesigen Verbreitungsgebiet und der hohen Artenzahl entsprechend sind die vegetativen Aspekte und das Erscheinungsbild der Infloreszenzen sowie der Blüten äußerst mannigfaltig. Eine Gesamtbearbeitung der Gattung fehlt bis heute.
 

Betrachtet man die in der Literatur zu findenden Versuche der Unterteilung von Bulbophyllum s.str. unter geographischen Gesichtspunkten, so fällt auf, das sich in den beiden Großbereichen der Verbreitung (Asien und Australien auf der einen Seite und Madagaskar, Afrika und Amerika auf der anderen Seite) nur auf Madagaskar Überschneidungen finden lassen. In Madagaskar gibt es nämlich auch Arten der asiatischen Sektion Micromonanthe. Madagaskar und Afrika haben einige Sektionen, z.B. Calamaria gemeinsam, aber nur wenige Arten, z.B. Bulbophyllum elliotii Rolfe.
 

Eine große taxonomische Streitfrage seit ca. 90 Jahren ist, ob Cirrhopetalum eine eigene Gattung oder nur eine Untergattung von Bulbophyllum ist. Garay, Hamer & Siegerist (1994) definierten das Gattungskonzept von Cirrhopetalum neu und überarbeiteten den Cirrhopetalum-Komplex; dieser Einteilung folgt inzwischen ein Großteil der anderen Bearbeiter der Gruppe.
 

Die Art mit dem größten Verbreitungsgebiet der Subtribus ist Cirrhopetalum umbellatum Hook. & Arn., die Typusart von Cirrhopetalum, die von Afrika über Madagaskar, Indonesien, Philippinen und Australien bis Fiji vorkommt. Dem steht als Beispiel für extrem lokal verbreitete Arten Bulbophyllum concatenatum Cribb & Taylor aus den Udzungwa-Bergen in Tanzania gegenüber.


 

Morphologische Beschreibung der Bulbophyllinae:
 

Vegetative Merkmale:
 

Bulbendurchmesser: von 1 mm bis 12 cm oder gänzlich bulbenlos.
 

Blätter: Von 1mm bis 200 cm. Blätter per Bulbe:1-2 (3) oder wie bei der monotypischen afrikanischen Gattung Chaseella 6-12 nadelförmige Blättchen.
 

Die Anzahl der Blätter ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal und schwankt nur bei einer oder zwei madegassischen Sektionen - und bei diesen innerhalb einer Art oft von Pflanze zu Pflanze.
 

Alle Bulbophyllum -Arten sind immergrün mit Ausnahme der beiden asiatischen Sektionen Tripudianthes und Pleiophyllus, welche laubabwerfend und immer 2blättrig sind.
 

In Asien gibt es nur eine 2blättrige, immergrüne Art, B. blepharistes Rchb.f., sonst nur 1 blättrige immergrüne Arten.
 

Madagaskar, Afrika und Amerika beherbergen 1- und 2-blättrige immergrüne Arten.
 

Wuchs: Synpodial, kriechend, hängend oder aufrecht.

 

Infloreszenz- und Blütenmerkmale:
 

Infloreszenzen: Ein- oder mehrblütig, wobei die einblütigen Arten nur in Asien und in Madagaskar (wenige Arten) vorkommen.
 

Blüten: Bei vielen Arten sind die Blüten oder Teile davon mit Haaren, Auswüchsen oder beweglichen Teilen versehen. Besonders bei der Gattung Epicrianthes weisen die Petalen bewegliche Anhängsel auf.
 

Die Blütengröße reicht von den 3 mm großen Blüten der oft als kleinste Orchidee bezeichneten B. minutissimum F. Muell. aus Australien bis zu bis zu 30 cm bei B. echinolabium J.J.Smith aus Sulawesi.
 

Bei B. mandibulare Rchb.f. aus Borneo und bei den Gattungen Pedilochilus und Saccoglossum aus Neuguinea ist das Labellum pantoffelförmig wie bei Paphiopedilum.
 

Die Blühdauer der Einzelblüten reicht von einem Tag bis zu 14 Tagen. Bei der Gattung Harpalochilus schließen sich die Blüten während der Nachstunden. Bei Bulbophyllum öffnen sich bei einigen südostasiatischen Arten der Sektionen Ephippium und Megaloglossum die Blüten während 3 bis 4 Tagen nur in den Morgenstunden und schließen sich danach wieder. Die Arten von Bulbophyllum stinken zum Teil nach Aas (das Superlativ in dieser Hinsicht ist wohl Bulbophyllum beccarii Rchb.f. aus Borneo: Als die Art im vorigen Jahrhundert in den Kew Gardens blühte, musste der Zeichner, der sie bei offenem Fenster malen sollte, seine Arbeit einige Male unterbrechen, da ihm schlecht wurde. In einem anderen Artikel über diese Pflanze wurde der Gestank mit dem einer Herde toter Elefanten verglichen.)


Detailliertere Ausführungen zu Bulbophyllum, Sektion Macrobulbon
 

Alle sieben hier besprochenen und akzeptierten Arten der Sektion Macrobulbon sind in Neuguinea beheimatet. Sie sind, was die Blätter und Bulben betrifft, die größten der Gattung, und auch ihre Blütengröße ist beträchtlich.
 

Die Arten der Sektion besitzen zum Teil große, meist runzelige, bräunliche bis rötliche Bulben. Die rötlichen, bis 200 cm lange Blätter sind meist überhängend. (Die Angaben zur Länge der Blätter sind in der Literatur sehr unterschiedlich. In der Sammlung des Botanischen Gartens in Wien wurden Blattlängen bis zu 120 cm erreicht.). Die Blütenstände sind gestaucht und besitzen 2-20 Blüten. Die seitlichen Sepalen sind meist an ihren einander zugewandten Seiten verklebt (verwachsen) und zum Teil stark verlängert. Die Blüten stinken meist nach Aas.
 

Die erste Art, die aus dieser Sektion beschrieben wurde, ist Bulbophyllum macrobulbum. Sie wurde 1910 im Verlauf der ersten Lorenz-Expedition gesammelt und von J. J. Smith 1910 anhand einer Pflanze, die im Botanischen Garten Buitenzorg (heute Bogor, Indonesien) kultiviert wurde, beschrieben. Rudolf Schlechter begründete im Verlauf seiner Bearbeitung der Orchideen von Deutsch Neuguinea im Jahre 1913 mit dieser einen Art die Sektion Macrobulbon.
 

Als zweite Art folgte 1914 Bulbophyllum fletcherianum, beschrieben von Pearson aus Hollandia, der damaligen Hauptstadt von Holländisch-Neuguinea, aber ohne genaue Angaben zur Herkunft.
 

1937 beschrieb wieder J. J. Smith Bulbophyllum phalaenopsis, welche vom Siriwo River in Neuguinea stammte.
 

A. Garay, F. Hamer und E. S. Siegerist beschrieben 1990 Bulbophyllum spiesii anhand von Pflanzen aus der Nähe von Bololo in Neuguinea, die ursprünglich fälschlicherweise als B. fletcherianum angesehen wurden.
 

Die selben drei Autoren veröffentlichten 1992 die Beschreibung von Bulbophyllum cruentum vom Baliem River in Neuguinea.
 

1993 folgte Bulbophyllum orthosepalum J.J.Vermeulen. Die Pflanze stammte aus Papua-Neuguinea, Central Province, Efogi.
 

1996 wurde von Garay, Hamer und Siegerist die Beschreibung von Bulbophyllum agastor aus Papua-Neuguinea, Southern Highland Province, Mendi, 5200 ft., veröffentlicht.
 

Als bislang letzte Art der Sektion wurde 1997 von Yukawa & Karasawa Bulbophyllum hashimotoi beschrieben. Diese Art ist nach Garay (1999) als Synonym von Bulbophyllum orthosepalum J.J.Vermeulen anzusehen und wird in der Folge deshalb nicht weiter besprochen.
 

Merkmale der Arten:
 

B. phalaenopsis: Petalen nicht gewellt, ca. 11 Blüten, laterale Sepalen nicht so lang ausgezogen wie bei B. fletcherianum, Sepalen an der Außenseite behaart (bei allen anderen Arten der Sektion sind diese kahl).
 

B. fletcherianum: Petalen nicht gewellt, stumpf auslaufend, 5-7 rote bis dunkelrote Blüten mit weißer Zeichnung, laterale Sepalen viel länger als das dorsale Sepalum
 

B. spiesii: Petalen nicht gewellt, aber in eine Spitze auslaufend, bis 20 Blüten, aber kleiner als B. fletcherianum .
 

B. cruentum: Petalen am Rand gewellt, 1-2blütig, Blüten wie B. macrobulbum, aber viel kleiner, rotbraun gefärbt und weniger Blüten, Lippe mit kurzen Haaren, Petalen nicht miteinander verbunden.
 

B. orthosepalum: Petalen am Rand gewellt, 2-4blütig, Blüten ähnlich B. cruentum, Blüten mehr rund und geschlossen, laterale Sepalen sowohl an der inneren unteren als auch bis zum ersten Drittel der oberen äußeren Außenkante verklebt.
 

B. macrobulbum: Petalen am Rand gewellt, 2-4blütig, Blüten weiß-gelblich mit roter Zeichnung, laterale Sepalen nicht viel länger als das dorsale, laterale Sepalen miteinander verklebt bis auf die Spitze; diese ist nicht verklebt, sondern frei.
 

B. agastor: Petalen am Rand gewellt, 2blütig, Blüten ähnlich B. cruentum, rot-weiß gefleckt, Lippenkallus nicht behaart, laterale Sepalen verbunden, nur an der Basis frei.
 

Lebensweise:
 

B. cruentum wächst terrestrisch. Die anderen Arten wachsen auf Bäumen direkt am Stamm herunterhängend oder, wie B. macrobulbum und B. agastor, an steilen Felswänden. So sind die Arten fast nicht erreichbar. Die rötliche Farbe der Bulben und Blätter und ihr Vorkommen in Felswänden lässt auf eine hohe Sonnenverträglichkeit schließen.
 

Schlüssel für die Sektion Macrobulbon (teilweise übernommen aus Yukawa & Kurasawa 1997)
 

1 Petalen am Rand gewellt, laterale Sepalen weniger als 60 mm und dadurch nicht viel länger als das dorsale Sepalum; dadurch wirkt die Blüte nicht länglich, sondern mehr rund 4
 

1a Petalen am Rand nicht gewellt, laterale Sepalen länger als 60 mm und viel länger als das dorsale Sepalum 2
 

2 Sepalen an der Außenseite mit Haaren
 

B. phalaenopsis
 

2 a Sepalen ohne Haare an der Außenseite 3
 

3. Blüten pro Infloreszenz 5-7, laterale Sepalen 9 bis 10 cm lang
 

B. fletcherianum
 

3 a Blüten pro Infloreszenz bis 20, laterale Sepalen bis 7 cm lang
 

B. spiesii
 

4 laterale Sepalen frei, Blüten dunkelrot, Labellum behaart
 

B. cruentum
 

4 a laterale Sepalen teilweise verklebt 5
 

5 Petalen nur halb so lang wie die Sepalen, Blätter ca. 80 cm lang.
 

B. orthosepalum
 

5 a Petalenlänge bis zu zwei Drittel der Sepalenlänge 6
 

6 Laterale Sepalen miteinander verklebt, nur an den Spitzen frei, dorsales Sepalum ca. 40 mm lang B. macrobulbum
 

6 a Laterale Sepalen verklebt miteinander mit Ausnahme der Basis, dorsales Sepalum ca. 25 mm lang B. agastor


 

Bestand im Botanischen Garten der Universität Wien (HBV):
 

Derzeit werden folgende Arten kultiviert: B. cruetum, B. macrobulbum, B. spiesii, B. phalaenopsis, dazu einige Pflanzen, die noch nicht geblüht haben und daher noch nicht bestimmt werden konnten. Die Pflanzen sind sehr schnellwüchsig: Sämlinge mit einer Blattlänge von ca. 5 cm, die 1992 von der Firma Glanz erworben wurden, haben heute eine Blattgröße von 60 x 15 cm, einen Bulbenumfang von 15 cm und einen Durchmesser der Bulbe von 10 cm; sie haben aber bislang noch nicht geblüht. Ältere Pflanzen von B. phalaenopsis haben 120 cm große Blätter, die 15 cm breit sind. Von diesen Pflanzen werden die bislang in Kultur gebildeten neuen Blätter immer um ca.15 cm länger als die vorherigen. Seit kurzem ebenfalls im HBV in Kultur ist folgender Hybride: Cirrhophyllum "Magnifico" (= Cirrhopetalum-Hybride "Louis Sander" x Bulbophyllum phalaenopsis).

Vermehrung:
 

(a) durch Teilung: Aus Rückbulben werden willig Neutriebe gebildet.
 

(b) durch Samen: Bei B. macrobulbum ist manuelle Bestäubung gelungen, bei der eigener Pollen auf die Narbe aufgebracht wurde, die Art ist also selbstkompatibel (vgl. Vöth 1969). Es entwickelten sich nach ca. 45 Wochen Samen, die gut keimten. Bei B. phalaenopsis, B. spiesii und B. cruentum wurden nach einer manuellen Bestäubung – Versuch mit den eigenem Pollen - keine Samen gebildet. Zur Zeit werden im Botanischen Garten der Universität Wien (HBV) Sämlinge in Flaschen von folgenden Arten kultiviert: B. phalaenopsis, B. macrobulbum, B. agastor und B. cruentum.


 

Kulturansprüche:
 

Auf Kieferrindenstücke oder auf so genannte Sandwichs aufgebunden, wachsen Vertreter der Sektion Macrobulbon unter Warmhausbedingungen (mindestens 22° C im Winter, im Sommer sogar noch höher) sehr gut, wenn sie an einer hellen Stelle hängen. Sie werden jeden Morgen mittels Wasserschlauch kräftig übergossen (Wiener Hochquellwasser) und sonst über eine Nebelanlage (System Plantfog der Firma Dolejsi) mit der nötigen Luftfeuchtigkeit versorgt. Die Nebelanlage wird über eine Zeitschaltuhr (kürzeste Einschaltzeit: ½ h) in Kombination mit einem Hygrostat auf ca. 90 Prozent Luftfeuchtigkeit eingestellt. Im Sommer, wenn bei hohen Außentemperaturen die Lüftung fast immer offen ist, ist die Luftfeuchtigkeit gering, kann aber auch im Winter, wenn bei tiefen Außentemperaturen die Heizung durchgehend eingeschaltet ist, deutlich absinken. Dann werden die Einschaltzeiten in der Nacht auf 4-5mal im Sommer und 2-3mal im Winter erhöht. In den Übergangszeiten, im Frühjahr und im Herbst, wenn die Außentemperatur zu niedrig zum Lüften, aber zu hoch zum Heizen ist, wird mit Wassergaben gespart, und die Nebelanlage schaltet sich nur einmal pro Nacht ein. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist nur in Kombination mit einer großen Luftumwälzung und möglichst viel Frischluft für das Wachstum der Pflanze von Vorteil. Frischluft ist einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Kultur. Dem Frischluftbedürfnis stehen in der Heizperiode allerdings höhere Heizkosten entgegen.
 

Düngung:
 

Pflanzen, die in einer Vegetationsperiode so große Bulben und Blätter bilden, brauchen auch dementsprechend viel Nahrung. Dauerdünger (Osmocote) wird als Grunddüngung zwischen die Wurzeln gestreut. Sonst düngt man die Pflanzen mit den anderen Orchideen einmal pro Woche mit Blattdünger, mit der Hälfte bis einem Viertel der für Zimmerpflanzen angegebenen Konzentration.


Literatur:
 

Dressler R. L., 1993: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. – Ulmer, Stuttgart.
 

Garay L. A., Hamer F. & Siegerist E. S., 1990: American Orchid Society Bull. 59: 812.
 

Garay L. A., Hamer F. & Siegerist E. S., 1992: Die Orchidee, Heft 3, 139.
 

Garay, L.A., Hamer F. & Siegerist E. S., 1994: Nord. J. Bot.
 

Garay L. A., Hamer F. & Siegerist E. S., 1996: Lindleyana, 11 (4), 224.
 

Garay L. A.,1999: Harvard Papers in Botany, Vol.4 (1), 302.
 

Hamer F. & Garay L. A.,1995: The Neotropics Boletin, IBUG, 3 (1-3), 5-26.
 

Pearson H. H. P.,1914: Gardeners' Chronicle, Serie III. LV, 320.
 

Schlechter R.,1913: Die Orchideen von Deutsch–Neu–Guinea, 760. – Borntraeger, Berlin.
 

Smith J. J.,1910: Bull. Dep. Agric. Indes. Nederl. 39 (4).
 

Smith J. J.,1937: Bull. Jard. Bot. Buitenzorg, ser. III, vol. XIV, 165.
 

Szlachetko L. D.,1995: Fragmenta Floristica et Geobotanica Supplementum 3.
 

Thouars Petit A, 1822: Orch. Iles Austr. Afr. (Nachdruck 19.79.; Earl M. Coleman, New York.).
 

Vermeulen J. J.,1987: Orchid Monographs Vol. 2. –Briel, Leiden
 

Vermeulen J. J.,1991: Orchids of Borneo, Vol. 2. – Print & Co. Sdn. Bhd., Kuala Lumpur, Malaysia.
 

Vermeulen J. J.,1993: Blumea 38, 146.
 

Vermeulen J. J.,1993a: Orchid Monographs, Vol. 7. – Leiden University, Leiden.
 

Vermeulen J. J.,1996: Blumea 41, 347-374.
 

Vöth W., 1969: Die Orchidee XX (5), 272.
 

Yukawa T. & Karasawa K., 1997: Ann. Tsukuba Botanical Garden 16:17-24.

 

Autor:
 

Anton Sieder
 

Veröffendlicht in Jankovsky, L. & Matouskova, J, . Interorchid 2001
 

Botanischer Garten der Universität Wien, Rennweg 14, A-1030 Wien
 

Tel.: 01 4277 54194, Fax.: 01 4277 54197,
e-mail: Anton.Sieder@univie.ac.at,
Url:
Bulophyllum von A bis Z

Nachtrag:

Nachdem dieser Artikel Veröffendlicht wurde sind noch einige neue Gattungen Beschrieben worden..

Die Gattung Peltopus, in: Szlachetko, D. L. & Maargonska, H. B. in Polish Botanical Journal, 46 (2) 114, 2001

Die Gattungen Adelopetalum., Blepharochilum , Carparomorchis, Ephippium, Fruticicola, Ichthyostomum, Karorchis, Oxysepala, Papulipetalum und Serpenticaulis.

In: Clements, M. A. & Jones, D. J, 2002, Normenclatural Changes in the Australian and New Zealand Bulbophyllina and Eriinae (Orchidaceae). Von. in The Orchidian, Vol. 13, Nummer 11, Seite 498 – 501.